Zum Welttierschutztag

Unser von Kapitalismus und Erfolgsdenken dominiertes Zeitalter, das dem Menschen jegliche Maßlosigkeit in seinen Ansprüchen zugesteht, hat das Tier wie noch nie zuvor zur Sache, zum Produktionsmittel, zum Testinstrument degradiert. Daneben aber wächst auch die Intoleranz gegen jene Tiere, die dem Menschen keine Vorteile bringen, aber die man heute haßt und verfolgt, oder die Haustiere, die man, wenn sie unbequem werden, aussetzt oder sonstwie „entsorgt“. Wegwerftiere in einer Wegwerfgesellschaft, die, wenn sie noch Glück haben, im Tierheim landen und die Welt nicht mehr begreifen. Ganz zu schweigen von den „Ekeltieren“, die man mit grausamen Giftködern verfolgt, obwohl sie andererseits zu Millionen für das Wohl des Menschen“ in den Labors gefoltert werden.

Das Profitdenken zerstört nicht nur die Schöpfung Gottes, sondern auch unsere eigenen Seelen. … schrieb heute noch aktuell von 25 Jahren nima, Christine Beidl in der Zeitschrift Anima, und weiter … es macht letztlich erbarmungslos und unfähig zu Erkenntnis und Liebe. Es ging uns noch nie so gut, materiell betrachtet – und doch waren die Menschen noch nie so unzufrieden, war die Welt nie so kalt.

Es gibt immer mehr Menschen, die aus diesen Strukturen unserer heutigen Gesellschaft ausbrechen wollen. Vielleicht ist es gerade der „Poverello“, der große Arme, Franz von Assisi, der von vielen als das große Vorbild angesehen und sicher auch vielfach mißverstanden wird.

An seinem Todestag begehen wir den Welttierschutztag, denn Francesco war auch der große Freund der Tiere. Von ihm soll heute auch in unserer anima die Rede sein.

In seinem Vorwort zu den „Fioretti“, den Blümlein des Heiligen Franz, schreibt Rudolf G. Binding u.a.:

Nach Umbrien, in das uralte Herz Italiens, versetzt euch im Geiste, ihr, die ihr den rechten Duft, den rechten köstlichen Tau, den wahren –göttlichen Sonnenglanz genießen wollt, der aus den Blümlein des heiligen Franziskus euch anglüht.

In jenem Lande aber ging der um, für den diese Blümlein erwuchsen und bewahrt wurden. Und sein Herz war der Spiegel und der Widerschein jenes freudigen tönenden Landes. Das Schöne war ihm Abglanz Gottes, und am Abglanz Gottes fand sein Herz sein Genüge und seine Freude. Die Blumen, die Vögel und alle Gestirne waren ihm seine Geschwister, und die Armut machte er zu seiner Braut. Denn er war so reich wie jegliche Kreatur vor ihrem Schöpfer und auch so demütig vor ihm.

Trunken vom Göttlichen war er bis zur Verzückung; in allem schaute er Gott. Und Gottes war er so voll, daß ihm alles rein war; daß er die Aussätzigen küßte, den Schmerz belächelte, die Demütigung zum inneren Triumph wandelte.

Und er sah Gott selbst auf Erden von Angesicht zu Angesicht.

So schritt er durch diese Welt, unbewußt das wundersame Wort erfüllend, das jener, dem er nachfolgte, auf dem Berge sprach: Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.

Vor zehn Jahren ist C ristine Beidl, unsere langjährige Redakteurin, von uns gegangen. Sie, die einst am eigenen Leib erfahren musste, was Not und Hunger heisst, hat nicht nur geschrieben. Ihre tätige Hilfe galt auch den Tieren in ihrem weiteren Umkreis, für die sie, selbst schon schwerkrank, aufopfernd sorgte. Diesen 1996 verfassten Beitrag bringen wir in dankbarem Gedenken.

Das anima Team