Fipronil zum Nachdenken
Der sogenannte Fipronil-Skandal erinnert uns an Tatsachen, die im Alltagstrott gern vergessen werden. Warum haben die Betreiber von Hühnerfabriken das Mittel verwendet?. Weil sie Unmenschen sind, die –letztlich zum eigenen Schaden die Leute, die ihre Eier essen, vergiften wollten? Sicher nicht. Sondern weil die „Ungezieferpöage“ in Massenställen zum Problem werden kann und Fibronil anscheinend besser wirkt als für Menschen unschädliche Mittel. Der Kern des Problems ist letzthin also nicht das Gift sondern das gängige Tierhaltungssystem, in dem immer größere Massen von Tieren zusammengepfercht werden, um die Produktion zu verbilligen. Und die Unternehmer tun da mit, nicht weil es ihnen besondere Freude macht, Hühner zu quälen und unmenschlich zu behandeln, sondern weil sie, wenn sie nicht mitmachen , untergehen. Und das System funktioniert so, weil die große Mehrheit derKonsumenten nur auf den Preis schaut und nicht auf die Produktionsbedingungen und auf die die Lebewesen , die so produzieren müssen, gleichgültig ob sie in Bangladesch Kleider schneidern oder in europäischen Ställen Eier legen.
Nun wollen wir dieVerbraucher nicht schlecht machen. Zweifellos ist es nicht wenigen Menschen herzlich gleichggültig, ob andere für sie leiden müssen. Manche mögen auch bewusst die Augen verschließen, so nach dem alten Witz aus einer Zeit, als es noch Hauspatriarchen und Kohleheizung gab: Mann sitzt im Lehnstuhl, liest, Zeitung; Gattin abgerackert schlept zwei schwere Kübel voll Kohle vor hm vorbei; Mann: Liebling , ich kann nicht zusehen, wie du Arme dich abplagst. Geh bitte künftig hinter mir vorbei.
Doch viele wären bereit, ihr Konsumverhalten zu Gunsten der Ausgebeuteten zu ändern – der Siegeszug der Freilandeier beweist es – ließe man sie nicht dumm sterben. Eier in den Regalen der Lebensmittelmärkte sind nach Haltungsform und Herkunftsland ausgewiesen. Das haben Konsumentenschutz und Tierschutz erreicht. Doch für verarbeitetes Ei – das sind rund 60 Prozent der Gesamtproduktion – gibt es keine Kennzeichnungspflicht.
Der Giftskandal hat gezeigt,, dass nicht wenige Verarbeiter, ob sie Teigwaren, Speieeis, Mehlspeisen herstellen oder überhaupt in der Gastronomie zum Ei (meist Flüssigei) aus billigster ausländischer Produktion greifen.
Umso dringlicher wäre auch da die Kennzeichnungspflicht. Nun haben wir eine interessante bSituation. Nicht nur Konsumenten- und Tierschützer fordern die Deklaration, auch die österreichischen Produzenten und deren Vertretung, die Landwirtschaftskammer, forder sie; Gesundheitsminister, Agarminister sind dafür. Doch es tut sich nichts, denn die verarbeitende Industrie ist dagegen; und die ist anscheinend stärker und verhindert eine Initiative bei der EU.
Bleibt Tierfreunden, wenn sie nicht vegan werden wollen, nur eines: Selbst initiativ werden.
Nur gekennzeichnete Ware – manche Hersteller keinnzeichnen freiweillig („mit österr.Freilandeiern“ – kaufen.
Wenn die nicht im Regal ist, an der Kassa ausdrücklich nachfragen und wenn man dort nichts sagen kann, das Produkt sie mit höflichem Bedauern zurücklassen;
und/oder bei de Filialleitung und bei der Zentrale um Auskunft bitten und gekennzeichnete Ware fordern.
Nur Mut, faragen kostet nicht den Kopf. Wenn es nur viele tun, hilft es und selbst Mächtige kapitulieren.
Erwin Lauppert
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