anima Nr.4/2015/16 Notizen
Meinungsterror? Polizeiterror?
Der bekannte Tierrechtsphilosoph Helmut F. Kaplan hielt im November über Einladung an der Universität Münster einen Vortrag zum Thema „Ist Fleischessen Privatsache?“ Unter Polizeischutz, Einige Krakeeler hatten versucht, den Philosophen in nazistischer Manier mundtot zu machen. Der Grund: Kaplans seinerzeitige Befürwortung des KZ-und Holocaust-Vergleichs, der gar nicht Gegenstand des Vortrags war..Der Vorfall in Münster wäre nicht der Erwähnung wert, läge darin nicht System. Ältere erinnern sich noch der Hetzkampagne gegen den australisch-amerikanischen Philosophen mit österreichischen Wurzeln, indirektes Naziopfer, Peter Singer, dem man in Deutschland das Reden verbieten wollte. Aktuell ist immer noch der Fall des Schweizer VgT-Präsidenten Erwin Kessler.
Es gibt einen menschenrechtlich und demokratiepolitisch bedenklichen Trend: Leute, die demokratisch nicht legitimiert sind, glauben bestimmen zu können, was politisch korrekt ist, was gesagt werden darf. Sie maßen sich sogar an zu bestimmen, wer im Parlament sitzen darf, obwohl man eigentlich glauben sollte, dies sei Sache der Bevölkerung.
Viktor Frankl sprach noch von zwei Menschenrassen, den Unanständigen und den Anständigen;,zu letzteren zählte er auch, ohne damals politischer Inkorrektheit geziehen zu werden, einen KZ-Kommandanten. Grzimeks Wortschöpfung KZ-Hühner (der Begriff Holocaust war noch fremd, erregte die Hühnerbarone, nicht überlebende KZler und die Israelitische Kultusgemeinde. Auch der Abriss der einzigen (freistehenden) Synagoge, die die Nazis nicht zerstört hatten, in den 70er-Jahren verlief protestlos. Später kam es zu einer immer stärkeren Fokussierung der Verbrechen des Hitler-Regimes auf den Judenmord allein. Dass Hitler viele, viele Millionen andere auf dem Gewissen hat, geriet fast in Vergessenheit. Der Hinweis, dass er namentlich Russen als
Untermenschen ansah, „wie Vieh“ behandelte und in seinem Vernichtungskrieg millionenfach krepieren ließ, muss erlaubt sein ebenso wie der Hinweis auf andere Völkermorde einst und jetzt, auf massenhafte Verbrechen gegen Mensch und auch gegen Tier. Unlängst gab es wie bekannt zwei IS-Anschläge, einen mit rund 130 Toten gegen Franzosen, einen mit doppelt so viel Opfern gegen Russen. Der in Paris fand überwältigendes Medienecho, der andere kaum. Fast scheint es, in nicht wenigen Köpfen sind Russen immer noch Menschen zweiter Klasse.
Zurück zum Holocaust vergleich. Ich gebrauche ihn nicht. Anders die langjährige 2. Vorsitzende unserer Vereinigung, Prof. Herta Heger. Sie verteidigte ihn glühend, nicht weil sie ihre mütterliche Verwandtschaft, die zur Gänze von Hitler ermordet wurde, verächtlich machen wollte, sondern weil sie das massenweise Hinschlachten von Tieren nicht minder als grausames Verbrechen ansah: Der Vergleich ist nicht menschenverachtend, ihn zu verdammen ist tierverachtend. _Tieren zu helfen, war ihr Verpflichtung.
Erwin Lauppert
Polizeiterror?
Kurz vor Redaktionsschluss melden sich Menschen erschüttert. Ein Video in sozialen Medien zeige eine Polizeiaktion, die sie als brutal empfinden. Ein junger Mann, der nichts getan habe, werde von Polizisten zu Boden geworfen, man kniet auf ihm. Eine Aussendung des VgT bringt Licht: Am 8.Dezember findet in Wien vor einem Pelzgeschäft eine angemeldete Antipelzdemonstration statt. Abgesprochen zwischen Kundgebungsleiter und Polizei. Sieben Demonstranten, sie rufen wie üblich Parolen, halten Transparente, verteilen Flugblätter. Plötzlich fährt ein Polizeiauto vor, zwei Polizeileute verlangen Ausweise. Wann Personalien festgestellt werden dürfen, ist im Gesetz aufgezählt. Die Teilnahme an einer genehmigten Demonstration zählt nicht dazu.
Das ist eine vernünftige rechtsstaatliche Regelung. Wenn, wer vom demokratischen Demonstrationsrecht Gebrauch macht, gewärtigen muss, von der Obrigkeit aufgeschrieben zu werden und auf einer schwarzen Liste zu landen, wird sich bald niemand mehr trauen zu demonstrieren.
Laut VgT-Darstellung weigerte sich ein junger Mann, der gesetzwidrigen Aufforderung seine Personalien anzugeben, Folge zu leisten, und wurde wie im Video dargestellt behandelt und , zur Polizei gebracht; ihm wurden zwangsweise DNA und Fingerabdrucke abgenommen. Er wurde wiewohl er schließlich eingeschüchtert seinen Namen nannte, in eine Gummizelle gesperrt und erst nach zehn stunden um Halbdrei in der Früh ausgelassen.
Aus den Polizeiakten ging dann hervor: Die Intervention erfolgte im Auftrag der Frau Innenministerin, weil sich der Pelzhändler bei ihr beschwert hatte. Soweit der VgT.
Nun ist es verständlich, dass eine Demonstration vor einem Geschäft den Inhaber beschwert und man kann sie menschenrechtlich bedenklich finden. Die einfachste Kompromisslösung wäre es, Demonstrationen nur in einem gewissen Abstand zuzulassen.
Wir haben die Frau Innenministerin um Darstellung des Falles aus ihrer Sicht gebeten: Muss die Festnahme einer Person, die keinerlei aktiven Widerstand leistet, so brutal erfolgen? Früher waren gelindere Mittel üblich,
Jagd pervers
Auch in einem nicht gräflichen Jagdgatter im Burgenland wurde wieder eifrig geschossen. Treiberkolonnen hetzten die eigens dafür angelieferten, zahmenWildschweine vor sich her. Weil die Tiere keine Angst vor Menschen zeigen, musste ihnen förmlich mit dem Stock auf den Rücken geschlagen werden, um sie zum Gehen zu bewegen. 50 Wildschweine wurden nur wenige Meter vor den Treibern gesichtet, unwillig weiter zu laufen. Die Waffen verstummten erst beim letzten Tageslicht, nachdem ein Massaker unter den eigens dafür angelieferten Zuchttieren angerichtet worden war.
VgT 6.12.2015
Genderliches:
Liebe Leserinnen und Leser, es wird aufgefallen sein, dass wir das Binnen-In meiden Nicht aus ideologischen Gründen, einfach wegen der leichteren Lesbarkeit. Wir verwenden das nach altem Herkommen übliche Geschlecht für Männlein und Weiblein. Wir meinen daher, wenn wir von „Deutschen und Österreichern“ sprechen, bei beiden auch die Frauen, nicht nur bei den Deutschen, wo es sich sprachlich von selbst versteht. Ebenso bitten wir alle Gamsböcke und Gänseriche, sich mitbetroffen zu fühlen, wenn wir von Gämsen und Gänsen sprechen.
Was tun gegen den Klimawandel?
Weniger Fleisch essen! …
Experte im Ö1-Interview 13.12.2015