Sehr gut oder sehr schlecht?

Das Tierschutz-Label des Deutchen Tierchutzbundes (Aus  anima Sommer 2013): Vor kurzem hat der DTB – Dachorganisation zahlreicher deutscher Tierschutzvereine    ein sogenanntes Tierschutzlabel eingeführt, mit dem tierische Produkte aus tierschutzmäßig „besserer“ Haltung gekennzeichnet werden, vorläufig für Fleisch /produkte von Masthühner und Mastschweinen . Dieses Tierschutz-Gütesiegel wird in zwei Stufen vergeben, der Einstiegsstufe (mit einem Stern gekennzeichnet) mit geringeren und der Premiumstufe  ( 2 Sterne) mit höheren Anforderungen. Ein ähnliches Siegel gibt es auch beim Verein  Vier Pfoten  vorerst für Deutschland – Österreich soll später folgen – ebenfalls zweistufig: 1 Stern „gut“,  3 Sterne „sehr gut“. Hätten sich die Vereine zu einem gemeinsamen Zeichen durchgerungen … doch das …

 

Die Vereine begründen die Initiative: Die übergroße Mehrheit ist vom Fleischkonsum nicht abzubringen (die dürftigen Vegetarierzahlen zeigen es)    bessere Gesetze für die Tiere sind außer Reichweite – doch nicht wenige Menschen dürften bereit sein, für tierschutzmäßig bessere Ware mehr zu zahlen. Wenigstens einem Teil der Nutztiere ginge es dann  besser.

 

Derartige Labels werden in der Tierschutzszene kontrovers diskutiert. Manche sehen in solchen Zeichen eine Gefahr.  Das Kernübel Tiernutzung und Tiertötung werde nur verdeckt,   Die Verbraucher würden in Sicherheit gewiegt – es ist so alle gut  in der Tierhaltung – und meinten sich ruhigen Gewissens dem Fleischgenuss hingeben zu können, während nicht nur das Töten grauslich bleibt sondern auch die Haltung mehr oder minder schlecht oder sehr schlecht. Die Möglichkeit bessere Tierschutzstandards durch Gesetze zu erzielen, würde verbaut.

 

 

 

Ich glaube das nicht, wenigstens wenn das bessere Leben der Labeltiere nicht in zu rosigen Farben geschildert wird.  Insofern scheinen r Noten wie „gut“ und „sehr gut“ nicht unbedenklich Hier stehen die Siegelpropagandisten allerdings vor einem Dilemma. Sagen sie ehrlich, dass es den bevorzugten Tieren zwar erheblich besser als den konventionell gehaltenen aber aus Tierschutzsicht immer noch schlecht geht, dürfte die Bereitschaft des Publikums für „Premiumware“ mehr zu zahlen gering sein. Verschärft man die Anforderungen, wird das Fleisch zu teuer und hat geringe Absatzchancen.

 

Es wäre vielleicht sinnvoller statt mit Noten zu jonglieren auf einen anerkannten Tiergerechtheitsindex  abzustellen. Für die vielen für das Wohlbefinden maßgeblichen Kriterien werden da je nach dem Maße der Erfüllung mehr oder weniger Punkte vergeben und zusammengezählt. Z.B.: Um das heimische Kontrollsiegel  TIERSCHUTZ GEPRÜFT zu bekommen, muss ein Legehennenhalter 28 von möglichen 45 Punkten  erreichen.

 

Gerade das Beispiel Freilandei zeigt, das Premiummarken  allgemeine gesetzliche Verbesserungen nicht verhindern sondern fördern können. Dass wir – die Gruppe um die anima – vor einem Vierteljahrhundert das Freilandei in unsere Lebensmittelmärkte brachten, hat sicher das spätere Verbot der Käfighaltung erleichtert.

 

Auch wenn wir das Ende jeglicher Tierausbeutung anstreben: Die Tiere brauchen jetzt Hilfe. Unterstützen wir alle Bemühungen, den vegetarismusfernen Konsumenten tierschutzmäßig Besseres zu bieten.

 

Erwin Lauppert