Weihnachten und die Tiere

Der Schriftsteller, Dichter, Tierfreund Manfred Kyber (1880 – 1933) schrieb es vor 85 Jahren -was ist seither anders geworden? Sein Text:

Von den besonderen Tierfreunden abgesehn, die heute erfreulicherweise im Zunehmen begriffen sind, wird zu Weihnachten der Tiere nicht gedacht. Man tut so, als wäre es nur ein Fest der Menschen. Weihnacht aber und Sonnenwende sind geheimnisvolle kosmische Vorgänge, fühlbar für die ganze Erde, für die Natur und die Tiere. Allmählich erwacht wieder etwas davon im Bewusstsein der germanischen Volksseelen und sie erahnen, dass hier ein Mysterium vor sich geht, das alle Wesenheit mit der gleichen Alliebe umfaßt. Darum sollte man auch der Tiere zu Weihnachten gedenken. Es ist so leicht seine Haustiere zu erfreuen, den Heimlosen und den Wintervögeln draussen das Futter besonders reichlich zu streuen und vielleicht in den Wald hinaus zu gehen, wenn er erreichbar ist, und auch hier den Tieren des Waldes Nahrung hinzulegen. Es sind Gottes Gäste, die man bewirtet. Man wird dabei besonders deutlich das Gefühl haben, dass Weihnacht und Sonnenwende etwas besonderes ist, das alles Leben umfasst in einer großen Gemeinsamkeit. Die Saat der Liebe wird immer aufs Neue gesät in diesen heiligen Nächten, jene Saat, die einmal aufgehn soll als Ernte einem besseren Menschentum und der erlösten Kreatur. Es hat ja auch einen tiefen Sinn, dass das Wunder der Rose im Schnee mitten im Walde erblüht ist.

Die heutige Christenheit begeht Weihnachten sehr unweihnachtlich. Weihnachten und die anderen christlichen Feiertage die Feste der Liebe, kündigen sich im Voraus dadurch an, dass man Millionen von Gottesgeschöpfen in qualvollen Transporten zur Schlachtbank schleppt und dass man zahllose Tiere des Waldes in ihrem kümmerlichen Winterdasein aufstört, sie hetzt und sie erschießt. Friede auf Erden ist das nicht. Es ist eine entweihte Weihnacht, die so gefeiert wird, es ist das Gegenteil eines Festes der Liebe und Zerrbild der Sonnenwende in die Finsternis hinein. Und die Finsternis dieser Zivilisation ist sehr groß geworden. Man muss dem ganz ruhig und entschlossen ins Auge sehen und es bekennen.

Ich selbst bin Vertreter der fleischlosen Ernährung und habe das auch vielfach in meinen Werken zum Ausdruck gebracht. Ich bin überzeugt, dass eine künftige Kultur auf das ehemalige Fleischessen herabsehen wird, wie auf einen überwundenen und schwer verständlichen Kannibalismus. Diese Erkenntnis und der Vegetarismus nehmen zu. Trotzdem glaube ich nicht, dass sich die Mehrzahl der Menschen sobald dazu bekennen wird. Darüber muss man sich keine Illusionen machen. Aber auch diese Menschen sollten doch wieder damit beginnen, ihre Festtage nicht zu Tagen des Schlemmens, sondern zu wirklichen Feiertagen im innerlichen Sinne zu gestalten. Wenn jemand gerne Fleisch isst, so sollte er sich sagen, dass jeder andere Tag zu einem solchen blutigen Gastmahl geeigneter ist, als ein Feiertag, dass vor allem auch Weihnachten als das Fest der Liebe gewiß nicht dazu bestimmt ist. Wenn fürs erste nur das erreicht würde, würden unsere heute entweihten Festtage wieder zu wirklichen Feiertagen werden und die Menschen würden jenes verlorene Feingefühl zur Natur wieder gewinnen und erahnen, dass tausend geheimnisvolle Fäden sie und uns verbinden. Die Volksseelen würden wieder zurückfinden zum Urgrund ihres Seins und man würde in einem Feiertag der eigenen Seele erleben, dass die Kerzen der Weihnacht allem angezündet werden sollen, was atmet und lebt. Das wäre Frieden auf Erden, das wäre Weihnacht im Geiste des Grals und der Weg zur wirklichen Sonnenwende.

Aus: Der Deutsche Tierfreund, III Jahrgang, 1932 Heft 1xt

Von den besonderen Tierfreunden abgesehn, die heute erfreulicherweise im Zunehmen begriffen sind, wird zu Weihnachten der Tiere nicht gedacht. Man tut so, als wäre es nur ein Fest der Menschen. Weihnacht aber und Sonnenwende sind geheimnisvolle kosmische Vorgänge, fühlbar für die ganze Erde, für die Natur und die Tiere. Allmählich erwacht wieder etwas davon im Bewusstsein der germanischen Volksseelen und sie erahnen, dass hier ein Mysterium vor sich geht, das alle Wesenheit mit der gleichen Alliebe umfaßt. Darum sollte man auch der Tiere zu Weihnachten gedenken. Es ist so leicht seine Haustiere zu erfreuen, den Heimlosen und den Wintervögeln draussen das Futter besonders reichlich zu streuen und vielleicht in den Wald hinaus zu gehen, wenn er erreichbar ist, und auch hier den Tieren des Waldes Nahrung hinzulegen. Es sind Gottes Gäste, die man bewirtet. Man wird dabei besonders deutlich das Gefühl haben, dass Weihnacht und Sonnenwende etwas besonderes ist, das alles Leben umfasst in einer großen Gemeinsamkeit. Die Saat der Liebe wird immer aufs Neue gesät in diesen heiligen Nächten, jene Saat, die einmal aufgehn soll als Ernte einem besseren Menschentum und der erlösten Kreatur. Es hat ja auch einen tiefen Sinn, dass das Wunder der Rose im Schnee mitten im Walde erblüht ist.

Die heutige Christenheit begeht Weihnachten sehr unweihnachtlich. Weihnachten und die anderen christlichen Feiertage die Feste der Liebe, kündigen sich im Voraus dadurch an, dass man Millionen von Gottesgeschöpfen in qualvollen Transporten zur Schlachtbank schleppt und dass man zahllose Tiere des Waldes in ihrem kümmerlichen Winterdasein aufstört, sie hetzt und sie erschießt. Friede auf Erden ist das nicht. Es ist eine entweihte Weihnacht, die so gefeiert wird, es ist das Gegenteil eines Festes der Liebe und Zerrbild der Sonnenwende in die Finsternis hinein. Und die Finsternis dieser Zivilisation ist sehr groß geworden. Man muss dem ganz ruhig und entschlossen ins Auge sehen und es bekennen.

Ich selbst bin Vertreter der fleischlosen Ernährung und habe das auch vielfach in meinen Werken zum Ausdruck gebracht. Ich bin überzeugt, dass eine künftige Kultur auf das ehemalige Fleischessen herabsehen wird, wie auf einen überwundenen und schwer verständlichen Kannibalismus. Diese Erkenntnis und der Vegetarismus nehmen zu. Trotzdem glaube ich nicht, dass sich die Mehrzahl der Menschen sobald dazu bekennen wird. Darüber muss man sich keine Illusionen machen. Aber auch diese Menschen sollten doch wieder damit beginnen, ihre Festtage nicht zu Tagen des Schlemmens, sondern zu wirklichen Feiertagen im innerlichen Sinne zu gestalten. Wenn jemand gerne Fleisch isst, so sollte er sich sagen, dass jeder andere Tag zu einem solchen blutigen Gastmahl geeigneter ist, als ein Feiertag, dass vor allem auch Weihnachten als das Fest der Liebe gewiß nicht dazu bestimmt ist. Wenn fürs erste nur das erreicht würde, würden unsere heute entweihten Festtage wieder zu wirklichen Feiertagen werden und die Menschen würden jenes verlorene Feingefühl zur Natur wieder gewinnen und erahnen, dass tausend geheimnisvolle Fäden sie und uns verbinden. Die Volksseelen würden wieder zurückfinden zum Urgrund ihres Seins und man würde in einem Feiertag der eigenen Seele erleben, dass die Kerzen der Weihnacht allem angezündet werden sollen, was atmet und lebt. Das wäre Frieden auf Erden, das wäre Weihnacht im Geiste des Grals und der Weg zur wirklichen Sonnenwende.

Aus: Der Deutsche Tierfreund, III Jahrgang, 1932 Heft 1

Links: http://www.manfredkyber.de/Weihnachten%20und%20die%20Tiere.pdf

http://manfred-kyber.de

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