Quitten-Käse darf weiter Quitten-KÄSE heißen – oder nicht?

Hoffentlich. Wie aus den Medien bekannt hat der EU-Gerichtshof kürzlich unter Verweis auf entsprechende EU-Normen klargestellt, dass pflanzliche Erzeugnisse, die (Tier-)Milch(produkte ersetzen (sollen). nicht unter der (Zusatz-)Bezeichnung Milch, Butter, Käse. Joghurt etc. vertrieben werden dürfen. Diese Bezeichnungen sind Produkten aus Tiermilch vorbehalten. Namen wie Pflanzenkäse oder Tofubutter sind daher verboten. Anlass für den Urteilsspruch war eine Klage gegen einen  deutschen Hersteller veganer Waren, der hiefür Namen wie “Veggie Cheese”, “Cream” etc gewählt hatte.

Wenigstens bei uns in Österreich muss sich aufgrund lebensmittelrechtlicher Vorschriften die Sojamilch schon lange Soja-Drink und die Erdnussbutter  Erdnussmus oder dgl. nennen. Bei Produkten, die wie aus (Kuh-)Milch  aussehen  und schmecken sollen, lässt sich das Verbot mit Verwechslungsgefahr argumentieren; doch Erdnussbutte wird wohl kein Mensch mit (Kuhmilch-)Butter verwechseln. (Übrigens, wenn ErdnussBUTTER  verboten ist,  war unsere hoffnungsfrohe Behauptung QuittenKÄSE sei erlaubt, vielleicht doch etwas voreilig?).

Nun, die Worte Milch, Butter, Käse etc. sind für Tiereisches unter Schutz gestellt  Doch sei die Frageerlaubt, wozu soll das gut sein? Halten unsere Gesetzesmacher die Konsumenten wirklich für so dumm, dass sie von der Kuhbutter zur Pflanzenbutter wechseln, nur weil  deren Verpackung das Wort Butter enthält?. Den Trend zur veganen Lebensweise wird man mit solchen Mätzchen wohl nicht aufhalten können.

Erwin Lauppert

Ein völlig anderes Thema ist, weshalb manche vegane Lebensmitel unbedingt wie Kuhmilch oder Fleisch schmecken sollen. Dazu ein Beitrag, der vor Jahren in der anima erschien:

Kartoffelstärke mit Kokosöl oder Erdäpfelsalat mit Kernöl?

Imitate oder Natur?   Vor einiger Zeit kam ein Kunstkäse, eine Milchkäse-Imitation* in die Geschäfte, die schon (fast) wie Käse schmeckt. Das ist erfreulich, denn was zuvor an einschlägigen Imitaten auf dem Markt war, konnten nur fanatisch-ideologisch gestählte Veganer mit dem Milchprodukt assoziieren. Laut Inhaltsangabe besteht das neue Kunsterzeugnis im wesentlichen aus Kokosöl und Kartoffelstärke, dazu natürlich die hier unvermeidlichen chemischen Hilfsmittel und die chemische Hirngrütze um das Ganze zu erdenken und die chemische Fertigkeit um es zu verwirklichen..

Da könnte einer kommen und fragen: Wozu der immense Aufwand, wozu im Hexenkessel die Erdfrucht in Kuhsekret wandeln. Warum nicht einfach das Gute, das so nahe liegt, nehmen: Erdäpfelsalat mit Kürbiskernöl. (Wer Kürbiskernöl als Wagenschmiere empfindet, dem bietet sich eine reiche Auswahl anderer heimischer Pflanzenöle an).

Die Frage ist wohl müßig, der Trend zum Künstlichen scheint unter Leuten, die dem Fleisch und der Milch abschwören unaufhaltsam – Inhaber veganer Läden berichten, der Hauptumsatz entfalle auf Fleischimitate und dergleichen.

Die Zeiten wandeln sich und der Zeitgeist nicht minder. Einst war Vegetariern alles was niach Fleisch roch oder schmeckte ein Gräuel, sie mokierten sich über Fleischliebhaber als Leichenfresser. Heute achten viele darauf , dass sich in ihre Nahrung auch nicht das kleinste E-Nummerchen, das tierischen Ursprungs sein könnte verirrt, doch ausschauen und schmecken muss es wie Fleisch.

„Gebackener Säugling“ auf der Speisekarte im Restaurant für ein veganes Gericht fänden wohl die meisten makaber, doch „gebratene Gans“, immerhin auch ein fühlendes Wesen, gefällt (wenn auch nicht allen). Nun denn, wenn es hilft, von echtem Fleisch abzulassen, warum nicht. (Allerdings erleichtert es auch die Rückkehr zum echten Fleisch).

Großer Jubel herrscht über jedes neue vegane Geschäft. Wir wissen, die sozialen Verhältnisse, die Arbeitswelt ändern sich, Fertiggerichte treten and die Stelle von Ursprünglichem.

Dennoch, eine kleine Reminiszenz sei erlaubt. Einst war das Sortiment der Lebensmittelgeschäfte vorwiegend vegan: Getreide Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais als Mehl, als Gries, manches als Flocken oder Graupen, Haiden (Buchweizen), Hülsenfrüchte aller Art, Bohnen, große, kleine, Erbsen, Linsen (auch als Fertiggericht), Erdäpfel, Öle, Obst roh und getrocknet, Gemüse roh und als Fertiggericht, Zucker … vieles einfach zuzubereiten.

Wie wäre es, Mehl, Hülsenfrüchte, Erdäpfel einmal natürlich und nicht industriell zu Fleisch gewandelt, zu versuchen?

Erwin Lauppert  (aus anima Nr.1/2014)

 

Der Beitrag wurde am Freitag 10. Februar 2017 um 08:58 veröffentlicht und wurde unter Ernährung abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.