Besser kein’s

Wirrwar bei Eiern

(Aus anima Nr.1/2016, Seite 13):
Es war vor einem Vierteljahrhundert, da rief mich der Direktor der Handelskette Billa an – ich behandelte damals im Aktiv3en Tier­schutz Steiermark Nutztiersachen und wir waren in Verbindung mit Billa. Der Direktor sagte: Wir machen alles, was ihr Tierschützer wollt – es daff nur nichts kosten. Ich musste den Manager enttäuschen – Tierschutz gibt es genau so wie Menschenschutz nicht zum Null-Tarif. (Übri­gens agierte der Billa-Eigen­tümer Karl Wla­schek doch bemerkenswert tierfreundlich. Er verbannte schon um 1992 Käfigeier aus den Regalen seiner Kette und öffnete so den Weg für das spätere Verbot der Batteriekäfige).

In der Sommernummer der animahatten wir von einer er­freulichen Aktion großer Han­delsketten berich­tet, wenigstens im Bio-Sek­tor nur mehr Eier von Zweinutzungs-hühnern in die Regale zu las­sen. Damit wäre hier der Tötung männlicher Küken ein Ende gesetzt; die wür­den etwa drei Monate lang zu „Mast­hähnchen“ herangefüttert. Leider, zu früh ge­freut. Aus Handel ud Erzeugung verlautet, das rentiert sich nicht, die Hennen legen zu wenig.n Zürück zum Ursprung (Hofer) be­stätigt, man sei zu reinen Legerassen/linien zurückgekehrt, ziehe aber deren männliche Küken auf und schlachte die dann 1,1 kg schweren Tiere nach zehn Wochen. Das sei defizitär, die Differenz müsse aus dem Eier­lös gedeckt werden. Der Name „Hahn im Glück“ bleibt.Rewe spricht wenig präzise von Umstellung auf neue Genetik, vitaleren und agileren Zweinutzungstieren mit besserer Legeleistung ohne nähere Angaben. Die Fa. Toni’s entscheidet erst im Juni, ob sie bei der echten Zweinutzungsrasse bleibt.

Die Hennen legen zu wenig Eier – ist das nicht eine sehr einseitige Sichtweise? Man könnte genau so sagen, die Konsumenten zahlen zu wenig, die Ketten legen die Preise zu niedrig fest. Nebenan stehen Worte, die der Initiator der bäuerlichen Kreditgenossen­schaften Raiff­eisen vor gut 130 Jahren ge­sagt hat. Sie könn­ten genau so gut heute ge­sagt werden. Es geht uns so gut, wie man es vor hundert Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Unterschätzen die Ketten vielleicht die Bereitschaft vieler Konsu­menten, für Gutes mehr zu zahlen.

Karl Wlaschek, wir erzählten es zu Beginn, hatte den Mut, seinen Kunden nur Besseres zu bieten, zu einem höheren Preis. Billa ist darob nicht in Konkurs gegangen. Fehlt heute im Han­del der Mut?

Ob die neue Linie, die Doppelnutzung der Le­gerassen für Henne und Hahn ein Nutzen ist? Für die Henne sicher nicht, sie unterliegt wei­terhin dem Stress, viel zu viele Eier legen zu müssen, der Druck auf „Rationalisierung“ sprich mehr Leistung und weniger „Komfort“ ist noch größer geworden, da sie ja auch die Männchen „finanzieren“ muss.Die Fleisch­ausbeute der Männchen wird die Nachfrage nach Brathähnchen kaum verringern, also hier auch kaum indirekter Nutzen (=weniger Masthüh­ner). Ob für die Männchen zehn Wo­chen Leben den Stress im engen Stall, die quälerischen Strapazen des Wegs zum Schlachthof und der Schlachtprozetdur fwie­gen, oder ob der rasche Tod als kleines Kü­ken nicht das bessere Los ist, wagen wir nicht zu entscheiden.

Wir hatten in den früheren Nummern unse­rem Slogan; Besser lein’s, aber wenn schon ein’s, dann das Freilandei mit dem Label „tierschutz­geprüft“ den Zusatz „nur von Zweinutzungs­hühnern“ beigefügt. Wir kön­nen diese Empfeh­lung nicht mehr mit gutem Gewissen bekräfti­gen. Vollinhaltlich stehen wir hinter der Emp­fehlung Ei? Besser kein’s!“.

Erwin Lauppert

Eine Information der Gesellschaft für humane Nutztierhaltung Graz, www.umsvieh.at