Einwanderer, menschliche und tierische

Wer gut zu den Kreaturen Gottes ist,
ist gut zu sich selbst.
Altertum und Neuzeit
Hadith des Proheten Mohammed

Von Religion und Wissenschaft, Menschen, Tieren , Migranten, Naturschutzgebieten

Die Wiedergabe des dem Propheten Mohammed zugeschriebenen Spruchs in der letzten anima stieß in unserer Leserschaft vereinzelt auf Widerspruch. Wie könne eine Tierrechtszeitung eine Religion hervorheben,  die besonders grausam gegen Tiere sei und in deren Namen schrecklicher Terror gegen Menschen geübt werde.

Es gibt zugegeben viel Negatives in der Welt. Unser Bestreben ist es nicht nur zu klagen, wir bemühen uns Positives hervorzuheben. Wir haben aus alten Büchern Zitate gebracht, die der Versöhnung von Mensch und Tier das Wort sprechen,  mag man dort auch zeitgeistgebunden manch Grausliches finden, Philosophen,  die die Tötung missgestalteter Neugeborener  fordern, einen Gott, der die Vernichtung aller Bewohner Palästinas befiehlt; wir haben dem hl. Franziskus Ehre gezollt, wiewohl seine Kirche das Tier sagen wir niedrig geschätzt und der eine oder andere Papst noch im 19.Jahrhundert Tierschutzvereine verboten und vom guten Singvogelfang geschwärmt hat; wir haben Wissenschaftler genannt, wenn auch in der säkularen, religionsfernen Wissenschaft schreckliche Tierquälerei geschieht.

Den Islam aufs Schächten – einst tierschützerischer Fortschritt, heute Rückschritt –  und von Medienberichten verführt auf Terrorismus zu reduzieren, wäre lächerlich. Die Religion ist facettenreich, von tiefer Mystik bis zu  Kreuzzüglern, wie ja auch das Christentum.

Übrigens, gegenüber dem westlichen Terror im nahen und mittleren Osten erscheint der islamistische im Westen minimal. Der (westliche) Glaube, man könne auf andere einprügeln, sie unterdrücken, vertreiben, töten, sie verhöhnen etc., ohne dass die sich zu Wehr setzen, scheint mir doch etwas wirklichkeitsfremd. Und die ziemlich einzige Waffe der Kleinen gegen die Mächtigen sind nun einmal – religionsunabhängig – terroristische Anschläge.

Dass unsere Regierung Einwanderern die Ausübung atavistischen  hier als tierquälerisch betrachteten Brauchtums gestattet, fördert leider Fremdenfeindlichkeit und führt darüber hinaus zu vermehrter Kritik an der europäischen Migrationshandhabung überhaupt.

Einwanderung, ob von Mensch oder Tier – ich gehe hier auf Lesermeinungen ein – ist kaum je friktionslos. Die EU-Politik, meinen manche, sei an Scheinheiligkeit, Lügenhaftigkeit und Unmenschlichkeit kaum zu überbieten. Europa postuliert einen hehren unumstößlichen Grundsatz: Wir bieten allen politisch, rassisch, religiös, sexuell etc. Verfolgten Asyl,  allen. Wer das magische Wort ruft, darf erst mal bleiben (aber nicht arbeiten, außer als Prostituierte).

Dass Menschen aus armen Ländern in reiche streben, ist verständlich. In der EU  leben 500 Millionen relativ gut, in Afrika und Asien vier oder fünf Milliarden mehr oder minder schlecht, vorzugsweise in Ländern, die es mit Menschenrechten nicht so ernst nehmen. Das macht  Milliarden mögliche Asylwerber. Gerade jetzt verfolgt in Ägypten das Militär die Muslimbrüder; lassen wir fünf Millionen nach Europa?  Und ganz konkret: Viele, viele Millionen sehr reale Opfer leben oder besser gesagt vegetieren in den zahlreichen afrikanischen und asiatischen Flüchtlingslagern, bitterarm jämmerlich. Dürfen die zu uns? Um Himmelswillen nein. Denn abseits aller schönen Sonntagsreden vom Asylrecht gilt faktisch folgende Regel: Nur wer sich Schlepper leisten kann, darf Europa nahe kommen.

Weil das immer noch zu viele sein könnten, baut die EU dort, wo Europa nach Afrika reicht, eine sechs Meter hohe Mauer mit viel Stacheldraht und, sicher ist sicher, messerscharfen Eisenklingen. Wer die heil überwindet oder bei der Fahrt übers Mittelmehr nicht ertrinkt, darf dann Asyl rufen und wird aufgenommen, vorläufig. Wir sind nämlich human.
Unsere Frau Innenministerin allerdings findet das  System gut und so wird es wohl gut sein.

Klingt ein bisschen nach der bösen Fee, die die zu Dornröschen strebenden Jünglinge in der Dornenhecke riesengroß verrecken lässt. Unsere Frau Innenministerin allerdings findet das  System gut und so wird es wohl gut sein.
(Übrigens, selbst in Österreich gibt es politische Verfolgung; Opfer sind z.B. Leute, die eine Pelz-Informationskampagne ankündigen).

Tierische Immigranten

Ähnlich planlos wie bei Menschen verhalten sich nationale und internationale Obrigkeiten bei tierischen Immigranten. Einige werden hart bekämpft, andere wieder, die privilegierten Rassen angehören, lässt man ins Land, ohne Grenzen zu ziehen und ohne im Geringsten für den Schutz der friedlichen tierischen (?) alteingesessenen Bewohner des Landes  zu sorgen. Auch da sind Konflikte vorprogrammiert. In der öffentlichen Debatte (und auch was die Opfer betrifft) geht es dabei vor allem um Bären und Wölfe. Die erfreuen sich bekanntlich in großen Teilen der städtischen Bevölkerung, die kaum Gefahr läuft, materiellen oder gar personellen Schaden zu erleiden, großer Beliebtheit.  anders häufig bei der unmittelbar betroffenen Landbevölkerung. Warum will man nicht  für Konfliktentschärfung sorgen?

Echte Naturschutzgebiete?
Der folgende Vorschlag ist nicht neu:
Wenn es uns wirklich ernst ist um die Natur,  wie sie einmal war, mit Bären, Wölfen, Wisenten usw., warum dann nicht Nägel mit Köpfen machen? Da gibt es z.B. den Truppenübungsplatz Döllersheim-Allentsteig. Adolf Hitler hatte dort die Menschen ausgesiedelt, weil er eine Trainingsstätte für seine Angriffskriege brauchte. Unsere Regierung folgte, als sie das Land 1955 von den Sowjets zurückbekam, Hitler und hielt die Bewohner weiter ausgesperrt. Heute sind die einstigen Siedler gestorben, das Bundesheer ist fraglich geworden, Angriffskriege

Warum soll ein Werk Adolf Hitlers bleiben?

führen wir nicht, warum an einer miesen Errungenschaft Adolf Hitlers festhalten? Vieles wird restituiert. Warum nicht das Gelände restituieren, wenn schon keine Menschen mehr dort sind, an die Natur?

Oder: Aus der Sicht etwa des Jahres 1960 sind wir heute sehr sehr reich.  Da könnten wir uns eigentlich sogar ein größeres Stück reine Natur leisten als die 160 km2  Truppenübungsplatz, z.B. 800  km2, ein Prozent der Landesfläche im kaum besiedelten Salzatal mit den angrenzenden Höhen im steirisch/niederösterreichischen Grenzgebiet. Warum nicht dort ein echtes Naturschutzgebiet schaffen ohne menschlichen Eingriff, mit Wölfen und sonstigem Getier aus alter Zeit? Statt die Wölfe in unsere Kulturlandschaft zu setzen?
Allerdings, wird die Liebe der Österreicher zur Natur so groß ein, dass sie auch Entschädigungszahlungen in Kauf nehmen?

Erwin Lauppert, aus anima Nr.4/2013