Was lässt man uns wissen?

 Zensur (aus anima Herbst 2013): Warum geschieht in der Welt immer nur so viel wie in der Zeitung Platz hat, fragen manch Kinder. Älter geworden, erkennen sie, es wird selektiert. ZB eine stille Übereinkunft der Medien: Über Selbstmörder, die sich vor U-Bahnen werfen, wird nicht berichtet. Niemand soll zur Nachahmung animiert werden. Hilft das Menschen, die am Leben verzweifeln? Hier in der Steiermark herrscht mancherorts Unmut über die von den herrschenden Landespolitikern eher undemokratisch verordnete Gemeindezusammenlegungen. Ein Journalist, von Empörten umdrängt, rechtfertigte sich: Ich darf nicht darüber schreiben. Wer zieht da im Hintergrund die Fäden? Pressefreiheit, meinte einmal ein Zyniker, ist die Freiheit von einhundert  Mächtigen unter acht Millionen, zu schreiben was sie wollen. Ende Juli brannte eine evangelische Kirche in Garbsen, einer Stadt nächst Hannover mit viel Migrationsvordergrund, wo Jugendbanden ihr Wesen treiben, Menschen  sich fürchten und wo so einmal in der Woche irgend etwas brennt, ein Müllcontainer zum Beispiel und unlängst wieder ein Kinderwagen in einem Mehrparteienhaus. Das Interessante an diesem außergewöhnlichen Ereignis, Kirchen wurden hierzulande bisher nicht angezündet, war das eiserne Schweigen der überregionalen Presse. Erst nach Wochen, soweit dem Internet zu entnehmen, kleinere Artikel in der FAZ, dann in der WELT über die Brandstiftung, biedermännisch abwiegelnd formuliert. Um Nachahmungstätern zu wehren? Immerhin wurde anfangs August im nahen Hameln ein Pfarrhaus angezündet, die Feuerwehr kam noch rechtzeitig. Oder wollte man das mancherorts gespannte Verhältnis zwischen Zuwanderern und Eingeborenen nicht strapazieren? Kann man so tatsächlich die Probleme der Immigranten oder der Alteingesessenen lösen? Manche meinen, im Gegenteil, dieses  Zudecken verbreitetennden Unbehagens sei gefährlich, es  könne zu Eruptionen führen, zu Gewaltausbrüchen Einzelner mit schrecklichen Folgen, und nennen als Beispiele den steirischen Briefbombenmörder vor bald zwanzig Jahren, den norwegischen Massenmörder vor zwei Jahren und den jetzt vor Gericht stehenden NSU.

 

Genug davon, unser Ressort sind weder U-Bahn und Gemeinden noch Rassismus, wohl aber Speziesismus oder einfacher gesagt Tierschutz. Und da fallen Parallelen auf. Auch hier sind Kräfte am Werk, die meinen: All das Grausliche, das zur Fleischerzeugung und sonst in der Tierbehandlung geschieht, möglichst zuzudecken und geheim zu halten, löse Probleme. Und auch da hat das zu Reaktionen und Eruptionen geführt, besonders in England, wo einige Empörte sogar zu Briefbomen gegriffen haben. Wir brauchen nicht zu betonen, dass das eine verabscheuungswürdige Reaktion ist und außerdem eine dumme, geeignet Tierschutz in Verruf zu bringen.

 

Das Bemühen tierquälerische Praktiken zu verbergen, beschränkt sich nicht aüfs Fäden ziehen in den Medien. In einigen amerikanischen Bundesstaaten, ist das heimliche Filmen von Tierquälerei in der Tierproduktion und im Pharmawesen bereits mit strenger Strafe bedroht, es sind sogar Gesetze in Vorbereitung, die das Verbreiten, ja sogar den Besitz solcher Filme und Fotos unter Strafe stellen. 

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Was können Tierfreunde da tun? Den Mediengewaltigen das Handwerk legen ist kaum möglich. Manche erinnern sich noch an den langen doch vergeblichen Hungerstreik einer engagierten Tierschützerin, Dolores Ozimic,  gegen die Weigerung des ORF die Karremann-Filme zu zeigen, die Erschütterndes über Tiertranporte offenbarten (auch schon zwanzig Jahre her).

Doch eines könnte die kleine Bürgerin, der kleine Bürger tun:

Von ihrer Macht als Konsument Gebrauch machen: Lästig werden gegenüber Handel und Produzenten, immer wieder lästig werden, sich nicht abwimmeln lassen. Fragen stellen im Geschäft, an die Zentrale nach den Haltungskriterien, nach dem TGI-Wert (Tiergerechtheitsindex), Besichtigungsmöglichkeiten, Videoüberwachung und dergleichen mehr.

Haben Sie Mut. Wenn es viele tun, hilft es.

Erwin Lauppert