Gib uns unser tägliches Brot!

 Oder unser tägliches Fleisch?  Zum Veggie Day (aus anima Herbst 2013): Auf Seite 164 des im April beschlossenen Wahlprogramms der deutschen Grünen für die heurige Bundestagswahl steht: „Unsere Konsumentscheidungen prägen die Welt.

Das zeigt sich besonders beim Thema Fleischkonsum. Pro Kopf und Jahr essen wir Deutsche rund 60 Kilo Fleisch. Dieser hohe Fleischverbrauch birgt nicht nur gesundheitliche Risiken. Er erzwingt auch eine Massentierhaltung, die auf Mensch, Tiere und Umwelt keine Rücksicht nimmt. Deshalb fordern wir mehr Verbraucheraufklärung zu den gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Folgen des Fleischkonsums. Öffentliche Kantinen sollen Vorreiterfunktionen übernehmen. Angebote von vegetarischen und veganen Gerichten und ein „Veggie Day“ sollen zum Standard werden. Wir wollen ein Label für vegetarische und vegane Produkte.“

 

 Das war nicht neu. So hatte es die Partei schon ein paar Jahre zuvor festgelegt. Unbeachtet schlief der Text im 320 Seiten dicken Wahlprogramm bis Anfang August,

 

 

 

 

Veggie Day, fleischloser Tag:

Empörung beim Boulevard

 

 

als  ein Redakteur des Massenblattes „Bild-Zeitung“ dringend einen die Volkseele aufwühlenden Aufmacher suchte und abseits der Wahrheit titelte:  „Die Grünen wollen uns das Fleisch verbieten“. Da war dann der Teufel los. Die CDU griff das Thema auf, vergaß, das namhafte Politiker ihrer Partei selbst „weniger Fleisch“ gepredigt hatten, und vor allem die FDP zog aus, das Menschenrecht auf unentwegten Fleischgenuss zu schützen, „Mein Bauch gehört mir“. In Internetforen tobte der Volkszorn, besonnene Medienkommentare blieben in der Minderzahl. Bild berichtete eifrig: „So lacht

 

 

 

Deutschland über die Gaga-Idee der Grünen“.  Die Wahlen verliefen nicht gut für die deutschen Grünen – unsere  grüne Frau Glawischnig, selbst lange Jahre Vegetarierin gewesen, hatte sich rasch distanziert von der deutschen Idee.

 

Ein Gutes hatte das Ganze. Das vor allem von Vegetarier-Organisationen und Klimabesorgten propagierte Veggie Day-Projekt  „ein fleischloser Tag in der Woche“ siechte bisher mehr oder minder dahin. Jetzt kennt es wenigstens in Deutschland fast jeder. Neuen Ideen geht es häufig so: Zuerst ein emotionaler Aufschrei: „Das darf es doch nicht geben“,  dann wenn sich die Gefühlswogen legen, ruhiges Nachdenken und die Erkenntnis: Das ist ja eigentlich eine vernünftige Idee. Seit Jahren fordern kompetente Wissenschaftler Minderung des Fleischkonsums, aus gesundheitlichen, ökonomischen, ökologischen Gründen. Die Viehwirtschaft ist in hohem Maße am Klimawandel mitbeteiligt. Es braucht halt Zeit, bis wissenschaftliche Erkenntnisse Allgemeingut werden.

 

Nebenbei, ein fleischloser Tag ist nichts Neues (in der anima Nr.3/2010 haben wir uns mit dem Thema ausführlicher befasst). Aus Armut gab es in vielen Familien sechs fleischlose Tage in der Woche; Fleischabstinenz am Freitag war bis vor einigen Jahrzehnten Christenpflicht, wenigstens im katholischen und orthodoxen Bereich, allerdings teils pervertiert zum Fischkonsum. In Speisekarten vieler unserer Restaurants und Kantinen wirkt das bis heute nach.

 

Lassen wir uns nicht entmutigen, schließlich wird Vernunft siegen.

 

Weiter voller Einsatz für den Veggie  Day!