Kindermissbrauch

Man hört jetzt viel davon in den Medien. Über Missbrauch, Schändung und Vergewaltigung von Kindern. Wenig über Vergewaltigung jüngerer Schüler durch ältere Zöglinge, oder Jugendlicher in Gefängnissen durch robustere Sträflinge; doch viel über Erwachsene, Erzieher, die Kinder, Schüler missbraucht haben, in Internaten und außerhalb. Die Zeitungen sind voll davon. Da brauchen wir wirklich nichts hinzuzufügen.

Da aber gerade der Tierschützer-Prozess läuft, fällt uns ein anderer Fall von Kinderseelen-Vergewaltigung ein. Der Journalist Hans Rauscher vom Wiener Standard interviewte zu Prozessbeginn den Hauptangeklagten DDr. Balluch und fragte, wie das so war am 21.Mai 2008, als die Polizei ihn verhaftete. Balluch erzählt (zum Video-Gespräch kommt man über Google „Wie weit darf Tierschutz-Aktivismus gehen?“): Es war ein traumatisches Ereignis. Noch im Dunkeln ein intensiver Krach (später realisierte ich, mit Rammbock war die Tür aufgebrochen worden), schreiend drangen schwarz Maskierte ein mit tief ins Gesicht gezogenen Helmen, Waffen und Taschenlampen in den Händen, ich wurde aus dem Bett gezerrt, nackt an die Wand gestellt, eine Pistole ins Genick gedrückt. Im Nachbarzimmer schlief mein Bruder mit Frau und zehnjährigem Kind. Dort ungefähr dasselbe. Es war die Wohnung, in der ich geboren wurde, ich hatte dort gelebt. Seit _________________________________

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An

dem Ereignis habe ich sie nicht mehr betreten. Ich war und bin zu traumatisiert.

Balluch ist ein erwachsener Mann, als Tierschutzaktivist wiederholt Opfer brutaler Angriffe von Tierfeinden, geprügelt, Auto beschädigt, Fenster eingeschlagen …, gewohnt einzustecken. Wenn selbst ihn der Polizeiangriff traumatisiert, wie wirkt das alles auf ein zehnjähriges Kind, welche seelischen Schäden trägt es davon?

Man fragt sich, wozu das alles. Die Polizei hatte seine Wohnung jahrelang observiert, verwanzt, ihr war zweifellos bekannt, dass sich da keine waffenstarrenden Terroristen verborgen halten; sie wusste, dass da ein Kind lebt. Wozu der Terror, auch gegen ein Kind? Abgesehen von den Menschenrechten; die Bevölkerung stöhnt unter Wohnungseinbrüchen, Raubüberfällen, Drogenhändlern – und der Innenminister lässt seine Polizei in Masse lieber auf Bürger los, von denen kein Widerstand zu erwarten ist?

Wir hatten die Fragen damals sowohl der sozialdemokratischen Justizministerin Dr. Berger gestellt – sie hatte kurz zuvor gerade verdienstvoll gesetzliche Bestimmungen gegen die (Re)Traumatisierung minderjähriger Opfer von  Gewalttaten in Gerichtsverfahren entworfen und der Presse vorgestellt – als auch dem von der Volkspartei gestellten Innenminister. Beide vermieden eine Antwort. Ist Kinder-Quälen für sie da kein Thema?

Da wir gerade vom Kinder-Quälen sprechen, Nicht wenige Menschen essen gern Kinder, nicht Menschenkinder, Tierkinder. Unlängst schwärmte mir eine distinguierte Dame vor, wie köstlich Lammfleisch sei, welcher Genuss mir da als Vegetarier entgehe. Als ich entgegnete, ein Lämmlein bereite mir auf der Wiese mehr Freude als zerschnitten auf dem Teller, wechselte sie das Thema. Im Ernst, wenn schon Fleisch, warum gerade kleine Tierkinder?

E.L.

Aus anima Nr.1/2010, Winter 2010. Siehe auch www.vegetarier.at