Agenten der Tierquäler oder unnütze Idioten?

„Das Jagdhaus des Novartis-Chefs Vasella von militanten Tierschützern in der Gemeinde Bach im Tiroler Außerfern in Brand gesteckt“, so ungefähr stand es anfangs August in Zeitungen. (Nebenbei, es war nicht das Jagdhaus sondern nur die Fassade des zugehörigen Wirtschaftsgebäudes). Prompt hat sich auch – laut Medien ein angeblicher Österreich-Ableger der militanten Tierschutzorganisation MFAH (Militant Forces against Huntington Life Science) zum Brandanschlag bekannt und mit weiteren Aktionen gedroht. Nur, waren es wirklich Tierschützer?

Der Konzernchef ist (laut Welt) der Topverdieners der Schweizer Managergilde; der Schaden wird ihn finanziell nicht sonderlich tangieren. Wohl aber ist es für die zehn österreichischen Tierschützer von essentieller Bedeutung, ob gegen sie Anklage erhoben wird oder nicht, denn jeder Prozess dieser Dimension bedeutet für die Angeklagten schon wegen der Rechtsanwaltskosten auch im Falle eines Freispruchs den wirtschaftlichen Ruin.

Der Brand geschah, ehe es zur Anklage kam. Jedem, der einigermaßen bei Trost ist, musste es klar sein: ein Terroranschlag zu diesem Zeitpunkt kann wenn überhaupt nur eines bewirken, die Wagschale zugunsten einer Anklage zu gewichten. Sie kennen den uralten galizischen Witz: „Sagt der Klient zu seinem Advokaten: Ich hab’ dem Richter eine fette Gans geschickt. – Der Advokat: Um Himmelswillen, der Richter haßt Bestechungsversuche. – Ich weiß, drum hab ich auch die Visitenkarte meines Gegners beigelegt.“ Dem Gegner Übeltaten zu unterschieben, ist eine bekannte und in der Geschichte oft angewandte Übung. Gerade jetzt im oberösterreichischen Wahlkampf gab es zu dem Thema Streit. Also, wer hat das Objekt angezündet – Tierschützer oder ihre Gegner?

Organisationen deutscher Rechtsradikaler waren vom dortigen Verfassungsdienst unterwandert, auch in die eine oder andere hiesige Tierrechtsgruppe wurde von wem auch immer der eine oder andere Lockspitzel eingeschleust. Lenin hat den Begriff „nützliche Idioten“ geprägt. Wenn etwa ein Tierfreund einfachen geistigen Zuschnitts zündelt, muß er noch lange nicht der Anstifter sein.

Der Brand hilft den Tieren nicht, wohl aber hilft die Vernichtung aktiver Tierschützer Leuten, denen Tierschützer ein Dorn im Auge sind. Also, wer waren die Urheber der Tat?

Laut Pressemeldungen kam es in letzter Zeit in der Schweiz zu einigen Brandanschlägen gegen die Autos von Novartis-Mitarbeitern. Auch das Grab der Mutter Vasellas in Chur wurde geschändet, ihre Urne gestohlen. Man vermute, das Werk von “Stop Huntingdon Animal Cruelty (SHAC)”. SHAC verlange, dass Novartis die Zusammenarbeit mit dem britischen Tierversuchslabor Huntingdon Life Sciences beendet. Laut Vasella sei diese längst beendet.

Demoliert jemand eine Kellertür und befreit eine dahinter gefangene Frau, wird ihm die Zustimmung der Menschen gewiß sein. Wiewohl das Demolieren an sich eine Straftat ist. Auch wer in einen Massentierstall eindringt und dort krasse Tierquälereien dokumentiert, wird außer bei den Tierhaltern und ihren politischen Beschützern auf viel Sympathie treffen. Häuser anzünden und Gräber schänden ist dagegen die beste Methode, sich die Sympathie der Bevölkerung zu verscherzen und die Politiker zu scharfen Gegenmaßnahmen zu zwingen. Viele SHAC-Aktivisten wurden in England für ihre Kampagne bereits zu teils langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Die Polizei schätzt, steht in Zeitungen, dass mittlerweile rund drei Viertel der militantesten britischen Tierschützer hinter Schloss und Riegel stecken. Ist es glaubwürdig, dass die restlichen durch Terror in unserem Land österreichischen Tierschützern schaden wollen?

Es bleibt die Frage, wer waren die Urheber der Brandstifung in der Gemeinde Bach.      E.L.

Aus anima Nr. 3/2009, Herbst 2009