Ei? Besser kein’s …

Ei; Besser kein’s, aber wenn schon ein’s,
dann das Freilandei mit dem 
Label
„tierschutz­geprüft“  oder “Tierwohl kontrolliert” *

(siehe http://www.umsvieh.at/2017/09/13/vorsicht-beim-eierkauf/   )

 ES war vor einem Vierteljahrhundert, da rief mich der Direktor der Handelskette Billa an – ich behandelte damals im Aktiven Tier­schutz Steiermark Nutztiersachen und wir waren in Verbindung mit Billa. Der Direktor sagte: Wir machen alles, was ihr Tierschützer wollt – es daff nur nichts kosten. Ich musste den Manager enttäuschen – Tierschutz gibt es genau so wie Menschenschutz nicht zum Null-Tarif. (Übri­gens agierte der damalige Billa-Eigen­tümer Karl Wla­schek doch bemerkenswert tierfreundlich. Er verbannte schon um 1992 Käfigeier aus den Regalen seiner Kette und öffnete so den Weg für das spätere Verbot der Batteriekäfige).

Ein Problem in der Eierproduktion sind die “unnützen” männlichen Küken. Acht, neun Millionen werden jährlich in Österreichumgebracht.In der Sommernummer 2015 der anima hatten wir von einer er­freulichen Aktion großer öst- Han­delsketten berich­tet, wenigstens im Bio-Sek­tor nur mehr Eier von Zweinutzungs-hühnern in die Regale zustellen. Damit wäre hier der Tötung männlicher Küken ein Ende gesetzt; die wür­den etwa drei Monate lang zu „Mast­hähnchen“ herangefüttert. Leider, zu früh ge­freut. Handel ud Erzeuger meinten nach einer Probephase,  das rentiere  sich nicht, die Zweinutzungshennen produzierten zu wenig. Man kehrte zu reinen Legerassen (die rund 300 Eier jährlich legen) zurück,  ziehe aber im Bio-Sektor deren männliche Küken auf und schlachte die dann etwa 1 kg schwer nach zehn Wochen. Das sei defizitär, die Differenz müsse aus dem Eier­lös gedeckt werden. (Der von einer Kette kreierte Name „Hahn im Glück“ blieb).

Die Hennen legen zu wenig Eier – ist das nicht eine sehr einseitige Sichtweise? Man könnte genau so sagen, die Konsumenten zahlen zu wenig, die Ketten legen die Preise zu niedrig fest. Im nächsten Beitrag oben stehen Worte, die der Initiator der bäuerlichen Kreditgenossen­schaften Raiff­eisen vor gut 130 Jahren ge­sagt hat. Sie könn­ten genau so gut heute ge­sagt werden. http://www.vegetarisch.org/2018/03/28/wohlstand-und-zufriedenheit/   Es geht uns so gut, wie man es vor hundert Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Unterschätzen die Ketten vielleicht die Bereitschaft vieler Konsu­menten, für Gutes mehr zu zahlen.

Karl Wlaschek, wir erzählten es zu Beginn, hatte den Mut, seinen Kunden nur Besseres zu bieten, zu einem höheren Preis. Billa ist darob nicht in Konkurs gegangen. Fehlt heute im Han­del der Mut?

Bedeutet der Kompromiss, die Männchen erst nach zehn  Wochen zu schlachten,  weniger Tierleid? Für die Henne sicher nicht.  Sie unterliegt wei­terhin dem Stress, viel zu viele Eier legen zu müssen, der Druck auf „Rationalisierung“ sprich mehr Leistung und weniger „Komfort“ ist noch größer geworden,   da sie ja auch die Männchen „finanzieren“ muss. Ob für die kleinen Hähne zehn Wo­chen Leben, der Stress im engen Stall, die quälerischen Strapazen des Wegs zum Schlachthof und der Schlachtprozedur oder der rasche Tod als kleines Kü­ken  das “bessere! Los ist, wagen wir nicht zu beurteilen. Die  geringe Fleisch­ausbeute der Männchen wird den Drangrage nach Brathähnchen wohl kaum verkleinern, doch immerhin, die Nachfrage nach dem Fleisch anderer Tiere doch  insgesamt etwas verringer. Insoweit dürfte der Opfertod der Hähne wohl nicht ganz umsonst sein.

Will man Tierleid nachhaltig bekämpfen, bleibt nur die Lösung: Ei?   Besser keins.

* Kontroll-Label in Österreich

Erwin Lauppert