Der Kochlöffel-Krieg

Der Kampf der Staatsgewalt für Recht, Ordnung und Plastik (Makro- oder Mikro?) und gegen Holzlöffel    Nicht eigentlich ein Tierthema, nur am Rand. Denn die unfreiwilllige Heldin der Geschichte ist die Biopionierin und Gründerin des ersten Grazer oder sogar österreichischen Bioladens vor 40 Jahren, Frau  Ushij Matzer. Dort gibt es auch eine vegetarische Ausspeisung. Und jetzt kommen wir zum Punkt. Ganz  biologisch setze man da auf Holz, nicht auf Plastik: hölzerne Kochlöffel, hölzerne  Schneidbretter. Auf strikte Hygiene bedacht mussten  die täglich nach Gebrauch frisch gewaschen ins heiße Backrohr. Das ging viele Jahre so, bis eines Tages der Lebensmittelinspektor Anstoß nahm. Die EU-Vorschrift erlaube nur Kunststoff.  Frau Matzer legte wissenschaftliche Studien vor, die die hygienische Unbedenklichkeit ihrer Holzutensilien bestätigten, Kunststoffe hätten dazu gesundheitlich bedenklichen Abrieb. Die Bio-Überzeugte, die auch Kinndergärten belieferte:: “Ich kann ja nicht den Knirpsen Essen servieren, in dem eventuell Plastik drinnen ist.”

Die Behörde blieb unerbittlich: 550 € Geldstrafe, im Uneinbringlichkeitsfall 2 Tage Ersatzarrest, fürs Holz und ein paar andere Kleinigkeiten. Vorschrift ist Vorschrift. Das Landesverwaltungsgericht sah es ebenso,  ermäßigte aber die Strafe   auf die Hälfte. Das war im Jahr 2014. Der Fall erregte damals Aufsehen, vor allem weil die Bioladnerin erklärte , lieber ins Gefängnis zu gehen als das Geld zu zahlen. Politike reagierten wie üblich. Sie schimpften auf die  EU-Bürokratie und verschwiegen bescheiden, dass siedie überbordenden EU-Normen ja selbst in Brüssel mit beschlossen hatten. Der steirische Wirtschaftskammerpräsident und  auch der der Bundeskammer – Wahlen waren nicht fern – erklärten sich solidarisch. Sie würden mit ins Gefängnis gehen.

Die Obrigkeit  hütete sich, die Widersetzliche in den Kerker zu schleppen. Sie versuchte vielmehr hartnäckig, die Geldstrafe einzutreiben, bislang ohne Efolg. Ihre Gegnerin hat nur das Existenzminimum. Von den Kammerpräsidenten war nichts mehr zu hören; sie hatten  ja nur versprochen das Gefängnis zu teilen, nicht die Geldstrafe.
Gestern meldete die Grazer Kleine Zeitung, der Staatsgewalt sei jetztgzt endlich ein Schlag gelungen: .  Der Exekutor hat aufs Matzer’sche Auto den Kuckuck geklebt. Kein berauschender Sieg: Der Wagen ist ein 15 Jahre alter Toyota Corolla, mit 276.000 km auf dem Buckel.  Und die Exekutierte – sie wohnt in der Oststeiermark-  hat bei Gericht gege die Pfänung Einspruch erhoben; sie brauche das Auto um szur Arbeit zu fahren.

Also, der Holzlöffel-Krieg ist  auch nach vier Jahren nicht zu Ende.  Kochlöffel scheinen nicht nur in häuslichen Auseinandersetzngen eine respektable Waffe zu sein. Auch die Obrigkei hat ihre liebe Not, gegen sie Recht, Ordnung und Plastik – ob Makro oder Mikro – durchzusetzen.

Erwin Lauppert

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