Haut ist Haut ist gleich Haut?

Aus anima Nr.3, 20.9.2012:,2012: Man wirft uns vor, wir zeigten zu oft mit Fingern auf Staatsanwälte. Tun wir das ? Mag sein, doch jedenfalls nicht mit zur Pistole gekrümmten Fingern, wie ein Staatsanwalt aus einem Fenster des Wiener Neustädter Landesgerichts auf feiernde Tierschützer zielend..

Doch wir müssen diese wichtigen Justizmitarbeiter verteidigen. Sie haben es nicht leicht. Sie müssen Streu von Weizen trennen. hunderttausende Geschehnisse auf ihre strafrechtliche Relevanz prüfen. Das ist nicht immer einfach. Ein Beispiel: Da trifft im Februar Wasser aus einem Gartenschlauch einen alten Mann; der stirbt darob an Lungenentzündung. War es Versehen oder Mord ?

Apropos Wasser, da liegt eine Leiche im Wasser, in Oberösterreich, mit lädierter Haut und auch anderen Gewaltspuren. Einst in rassistischen Zeiten kam es da sehr auf die Farbtönung der Haut an. Das ist vorbei. Wenngleich, die Wasserleiche wies wie gesagt Gewaltspuren auf, Die Staatsanwaltschaft fand das keiner Erhebung wert, sie gab die Tote binnen vier Stunden zur Beerdigung frei. Spielte es wirklich keine Rolle, dass es keine Einheimische, dass es eine  Slowakin war? Übrigens, die Anklagebehörde hat die später über heftige  slowakische Proteste eingeleiteten Erhebungen bald wieder eingestellt. Man kann schließlich nicht jeden Mord aufklären.

Dann  war da ein zugegeben harmloserer Fall: So an die zehn Cobra-Leute brechen zu früher Morgenstunde in eine Wohnung ein, nach Cobrabrauch mitten durch die Tür, um einen Schlaftrunkenen festzunehmen. Dem bleibt zur Erinnerung an den Schreck ein Bluterguss an den Rippen. Wir versuchten, bei Staatsanwalt, Innen- und Justizministerium herauszufinden, wie es geschehen kann, dass wenn zehn Schwerbewaffnete einen Unbewaffneten festnehmen, dessen Haut und mehr Schaden leidet.  Und ob gegen die Täter ein Verfahren eingeleitet wurde. Vergeblich. Eisiges Schweigen. Immerhin, die Cobra schrieb uns später – wir berichteten  –  es sei Vorsorge getroffen worden, dass bei solchen Aktionen die Hunde der Wohnungsinhaber künftig möglichst nicht mehr umgebracht werden – damals war so nebenbei der Hund des Verletzten von den Polizisten erschossen worden.

Ja, und dann gab es noch die toten Schweine, die neben der Stalltür lagen, auch mit Hautabschürfungen oder dergleichen.  Nun Kadaver neben Massenställen, verendete Sauen, Hühner, sind gar nicht so selten; die Intensivtierhaltung ist nun einmal keine Leben verlängernde Institution. So vor zwei, drei Jahrzehnten – damals gab es noch nicht die strengen Fütterungsverbote – stand neben der Hühnerfabrik häufig auch ein Stall voller Schweine. Die sind bekanntlich Allesfresser. Da lagen dann keine toten Hühner herum..

Tote Tiere vor Massenställen lassen die Behörden meist kalt. Die Strafanzeigen der Tierschützer helfen da selten.

Doch in diesem einen Fall waren ein paar tote Schweine  vor einem Stall der Anklagebehörde nicht gleichgültig; Unbekannte hatten nächtens den Stall geöffnet. Tagelang wurde im Wr. Neustädter Prozess ermittelt, waren sie schon vorher oder erst nachher tot.

Und dann die Haut. Schweine in Massenställen haben häufig Hautverletzungen. Der Stress in den übervollen Ställen bringt das so mit sich. Nicht umsonst schneidet man den Tieren zur Vorsorge vielfach  Ringelschwanz  und Eckzähne ab. Diese Hautverletzungen interessieren die Staatsanwaltschaft natürlich nicht. Die sind eben zwecks billiger Fleischpreise unvermeidlich.

Aber vielleicht wurde die Haut einiger Schweine nicht im Stall sondern auf dem Weg zur Wiese lädiert. Das wäre schlimm, so etwa muss das Overlandesgericht klären. Darum hat der Neustädter Staatsanwalt auch gegen den diesbezüglichen Freispruch im Tierschützerprozess berufen.

Kann man dem Ankläger aus dem oberen Österreich vielleicht fremdemfeindliche Vorurteile vorwerfen, eines kann man seinem Kollegen aus dem niederen Österreich sicher nicht. Ihn des Speziesismus zeihen, der Gleichgültigkeit gegen Schweine.

Wenigstens in einem Fall.

E.L.